Buchvorstellung, Vortrag und Diskussion mit Dr. Irene Lehmann
KUG / Institut für Musikästhetik, Zimmer 24, Leonhardstraße 15
Montag, 9.12.2019, 17 Uhr
Eine Veranstaltung des PEEK Projektes “On the fragility of Sounds” (PEEK AR537) in Kooperatioon mit dem Zentrum für Genderforschung
Sowohl auf Theaterbühnen als auch auf Konzertpodien, sowohl in festen Häusern, Festivals oder in der Freien Szene wird vermehrt die Frage diskutiert, wie mehr Diversität zu erreichen sei; insbesondere Gendernonkonformität, die kulturellen Teilhabe von Frauen* oder die Einbeziehung (post)migrantischer Perspektiven betreffend. Aus wissenschaftlicher Perspektive wurde sich bislang entweder der Frage nach der Verbindung von Theater, Institution und Ästhetik gewidmet, oder den theoretischen und ästhetischen Verbindungen von Gender und Performance bzw. Performativität.
Die noch immer heiß geführten Debatten um mehr Gendergerechtigkeit, Intersektionalität und Inklusion im Theater- und Musikbereich wurde zum Anlass für einen Workshop und den Sammelband Staging Gender. Reflexionen aus Theorie und Praxis der Performativen Künste (Hrsg. von Irene Lehmann, Katharina Rost und Rainer Simon, Bielefeld 2019), in dem es darum ging, diese Perspektiven zu verbinden, und Erfahrungen aus dem praktischen Feld mit wissenschaftlichen Ansätzen zu diskutieren und bestehende Herausforderungen zu benennen.
Erste Stichproben und Tiefenbohrungen des Buches zu diesen Fragen sollen nun im Rahmen des Vortrags präsentiert werden. Darüber hinaus werden weiterführende Perspektiven diskutiert, vor allem mit einem genaueren Blick auf Traditionen und Möglichkeiten der Institutionskritik. Um die Vielfältigkeit der Konfliktlinien in dem Verhältnis von Kulturinstitutionen und Gender/Diversity besser zu begreifen und verändern zu können, wird der Blick auf theoretische und künstlerische Traditionen der Institutionskritik erweitert. Während diese stärker für den Bereich der Bildenden Kunst als für Theater und Konzertbühne entwickelt wurden, ergibt sich hieraus eine Perspektive, aus der sich das Wechselspiel von Ästhetik und Institution genauer verstehen lässt. So kann die Funktion von Theater und Konzerthäusern in der Stadtgesellschaft neu beleuchtet werden.
Nicht zuletzt wird es im Vortrag darum gehen, dem häufig erhobenen Einwand gegen Quotierung und Diversifizierung vor dem Hintergrund der Autonomieästhetik die Frage entgegenzustellen, wie ein Konzept von Autonomie zu entwickeln wäre, das nicht auf dem Ausschluss von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen beruht.
Dr. Irene Lehmann studierte Theaterwissenschaft, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin und promovierte in Theaterwissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg mit der Dissertation Auf der Suche nach einem neuen Musiktheater. Politik und Ästhetik in Luigi Nonos Musiktheater zwischen 1960 und 1975 (Wolke 2019). Sie erhielt zahlreiche Forschungsstipendien, zuletzt war sie PostDoc-Stipendiatin des Programms zur Förderung von Frauen in Forschung und Lehre (FFL) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie arbeitet an einem PostDoc-Projekt zu Gender, Experimenteller Musik und Performancekunst, und schreibt journalistische Beiträge, u.a. für die Magazine Positionen und Theater der Zeit.
Sie ist Mitherausgeberin des Sammelbands Staging Gender. Reflexionen aus Theorie und Praxis der performativen Künste (transcript 2019).